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| | 870 000 Euro fehlen noch zur Rettung
Solidaraktionen im Frühjahr und Sommer dieses Jahres brachten 625 000 Euro zusammen
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RECHENSCHAFT legten am Montagabend im „Alten Schalthaus“ Präsidium und Berater bei der Mitgliederversammlung des SV Darmstadt ab. Von links: Andreas Popp (Steuerberater), Albert Filbert (Präsidiumsmitglied Finanzen), Helmut Zeitträger (Vizepräsident), Hans Kessler (Präsident), Rüdiger Fritsch (Vizepräsident), Wolfgang Arnold (Amateurabteilungen) und Tom Eilers (Sportmanager Fußball). (Foto: Herbert Krämer)
Die Mitgliederversammlung des SV Darmstadt 98 lockte am Montagabend gut 200 Mitglieder ins „Alte Schalthaus“. Zentraler Punkt, neben der Neuwahl des Präsidiums, war der Stand des Insolvenzverfahrens, in dem Präsident Hans Kessler vor allem die „Ehemals Handelnden“ in die Pflicht nehmen möchte. Denn von der Rettung ist der SV 98 noch ein gutes Stück entfernt.
Die Solidaraktionen im Frühjahr und Sommer dieses Jahres brachten 625 000 Euro zusammen. Die größte Summe, fast 200 000 Euro, steuerte das Benefizspiel von Bayern München bei.
Bemerkenswert auch die Aktionen der Fans, die über 100 000 Euro sammelten. Hinzu kamen neben weiteren Benefizaktionen rund 650 000 Euro, die alte und neue Sponsoren aufbrachten. Nur: es fehlen nach wie vor rund 870 000 Euro, um den Insolvenzantrag zurückziehen zu können.
Die Summe, die der SV 98 aufgrund der Steuerfahndung und des daraus resultierenden Insolvenzverfahrens aufbringen muss, beläuft sich auf etwa 1,4 Millionen Euro. Sie setzt sich im Groben aus Nachzahlungen an Steuern (260 000), Sozialabgaben (590 000), Berufsgenossenschaft (70 000) sowie Kosten für das Insolvenzverfahren (250 000) zusammen.
Produktion: Alexander Goetz
Dass nun noch immer 870 000 Euro fehlen, liegt auch an der Unterdeckung des Etats (250 000 Euro), die das jetzige Präsidium vom alten übernommen hat – statt eines avisierten Überschusses von 166 000 Euro.
„Fakt ist: es ist Schaden entstanden, den es auszugleichen gilt. Und dafür müssen die Ehemals Handelnden in die Verantwortung genommen werden“, stellte Kessler unmissverständlich klar, dass die damals Verantwortlichen nicht ungeschoren davon kommen sollen.
Dies sind die von 2003 bis 2007 gewählten Präsidiumsmitglieder (zehn Personen) sowie Uwe Wiesinger, der als Berater zwar nicht gewählt, aber aus Sicht des heutigen Vorstandes faktisch Präsidiumsmitglied war.
Ob sich der Verein nun die komplett fehlenden 870 000 Euro oder lediglich die Differenz zwischen der geforderten Nachzahlung und dem daraus folgenden „Schaden“ (wie etwa Kosten für das Insolvenzverfahren, Verwaltungskosten, Wirtschaftsprüfer- und Anwaltskosten, Verlust öffentlicher Zuschüsse) von rund 500 000 Euro erwartet, blieb im Dunkeln.
Und selbst dann wäre, so Kessler, das „Eis noch verdammt dünn“. Denn der Insolvenzverwalter erwartet nicht nur, dass die Gläubiger befriedigt werden, sondern will auch den Nachweis erbracht sehen, dass der Verein eine nachhaltige Zukunft hat. Kesslers Schätzung: zusätzlich weitere 800 000 Euro müssten her.
„Die Fans, Vereinsmitglieder, Sponsoren und viele mehr haben ihren Beitrag zur Rettung des Vereins geleistet – nur nicht die Ehemals Handelnden“, appellierte er eindringlich an deren Verantwortungsgefühl, um langwierige Gerichtsverfahren zu vermeiden. Die erhoffte Summe ist allerdings auch entscheidender Teil eines Drei-Säulen-Programms, das nach Kesslers Hoffnung die Zukunft des Vereins sichern soll.
Die beiden weiteren Säulen sind Teilverkäufe von vereinseigenen Immobilien sowie zusätzliches Kapital, das durch die Ausgliederung des Fußballbereichs in eine Kapitalgesellschaft erzielt werden soll. |