Borchers: »Unterirdische Leistung«
Regionalliga Süd: Viktoria Aschaffenburg bei der 0:1-Niederlage nur in der ersten Hälfte ebenbürtig
Fußball Aschaffenburgs Coach Ronny Borchers reagierte mit einem außergewöhnlichen Wunsch auf die 0:1 (0:0)-Niederlage in der Fußball- Regionalliga Süd beim SC Pfullendorf, die nach 93 hartumkämpften Minuten besiegelt war. Er verlangte bei seinem Statement während der Pressekonferenz nach »einer richtig fetten Schlaftablette«, um damit die sechsstündige Busheimfahrt überbrücken zu können.
Grund dafür war eine aus seiner Sicht unerklärliche »unterirdische Leistung« seiner Elf in Pfullendorf, die man erst einmal verarbeiten müsse. Das Geheimnis (»lag es am Hotel?«
habe er noch nicht lüften können. Einen solchen Auftritt der Viktoria hätte er selbst in der Vorbereitungszeit nicht gesehen.
Nun, so drastisch schlecht, wie der Ex-Internationale die Vorstellung seiner Unterfranken in der südbadischen Provinz schilderte, war sie sicherlich nicht. Zumindest nicht im ersten Durchgang. Da waren die Gäste ebenbürtig und besaßen bei diesem weniger spektakulären Hin- und Her sogar die besseren Einschussmöglichkeiten. So Domenico di Rosa, der mit einem Drehschuss den Pfullendorfer Keeper nach acht Minuten erstmals auf die Probe stellte. Der stets emsige Stürmer Isaac Ojigwe bereitete die nächste gute Angriffsszene bei einem Zuspiel für Markus Horr vor – Pfullendorfs Goalie verhinderte in höchster Not den Toreinschlag (33.). Auch Ken Asaeda fehlte bei seinem knapp am langen Eck vorbeigeschlenzten Schuss nicht viel (36.). Und gleich nach Wiederbeginn köpfte der gute Kapitän Markus Gaubatz eine Vorlage von Andreas Anicic über das Gehäuse (50.).
Dass die Gäste die Partie allmählich aus der Hand gaben, lag sicherlich auch nicht daran, dass Borchers nach einer halben Stunde seinen Abwehrmann Andre Laurito wegen einer Kopfverletzung durch Damien Lettelier ersetzen musste, der übrigens nach 62 Minuten wegen Oberschenkelproblemen ebenfalls passen musste. Was der Frankfurter Ex- Profi selbstkritisch auf die eigene Kappe nahm: Den für Lettelier eingetauschten Adrian Gurzynski hätte er besser gleich gebracht. Jedenfalls zog sich die Viktoria in der zweiten Hälfte zusehends in die eigene Hälfte zurück, Pfullendorfs erzeugter Druck wurde immer stärker. Prompt gelang dem SCP in der eingeläuteten Schlussoffensive das Tor des Tages: Adem Sari hatte den Ball auf Piero Saccone abgelegt, der unbehelligt in der Mitte Maß nehmen durfte und ins linke Eck traf (76.). Nun wurde die bis dahin mäßige Partie plötzlich temporeich, die Ereignisse überschlugen sich förmlich. So als Ojigwe bei einer Vorlage wohl etwas übermotiviert im Rambo-Stil in den Pfullendorfer Tormann rauschte, wofür ihm der Unparteiische die Ampelkarte unter die Nase hielt (79.).
Auf der Gegenseite vereitelte Viktoria-Keeper Sven Schmitt mit couragiertem Einsatz das 2:0 durch Adem Sari, der wegen seiner nachfolgenden Attacke gegen den SVA-Tormann mit Gaubatz ins Gehege geriet – beide sahen die Gelbe Karte (88.). Unmittelbar darauf forderte Anicic dem SCP-Schlussmann noch eine Faustparade ab (90.). Und im Gegenzug durfte auch der Pfullendorfer Sari zum Duschen, weil er auf unsportliche Weise Schmitt am eiligen Torabschlag hindern wollte. (Jürgen Witt)
SC Pfullendorf – Viktoria Aschaffenburg 1:0
Pfullendorf: Hermanutz – Deufel, Kiefer, Knackmuß, Falkenmayer – Toprak (67. Gül), Konrad, Hagg, Saccone (90. Gerster) – Beskid (77. Muzliukaj), Sari.
Aschaffenburg: Schmitt – Asaeda, Laurito (30. Letellier, 62. Gurzynski), Gaubatz, Brüdigam – Wagner, Feyh (81. Bertholdt), Horr, Anicic – di Rosa, Ojigwe.
Tor: 1:0 (76.) Saccone. – Schiedsrichter: Beitinger (Regensburg). – Zuschauer: 485. – Gelb-Rote Karten: Ojigwe (Viktoria/79.), Sari (Pfullendorf/90.).
Quelle: Main-Netz